Anfang Oktober startete ich eine Futteraktion, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Ich fütterte über zwei Wochen an einem Baggersee auf einer Unterwasserlandzunge. Dieser Platz hatte die letzten Jahre immer wieder sehr große Karpfen hervor gebracht. Diese Vorarbeit und die Fänge der letzten Jahre steigerten meine Vorfreude ins unermessliche…
Dann war das erste Angelwochenende von geplanten drei Sessions angebrochen. Die Ruten lagen perfekt. Nur das Wetter schwankte noch von warm zu kalt und von kalt zu warm. Ideal war dies nicht, aber ich wollte unbedingt ans Wasser. So lange vorher hatte ich mich gefreut. Für die erste Session waren zwei Nächte geplant. Die erste Nacht verlief ohne Biss. Der zweite Tag brachte morgens einen schönen Spiegelkarpfen von 16,4 kg. Ich lernte in dieser Zeit neue Freunde kennen, die mich bei allen meinen weiteren Ansitzen begleiten sollten. Zum einen war da Sir Schwan. Ein alter, fast blinder Schwan der sich ständig in der Angelschnurr verfranzte. Dank ihm sind schon einige Angler aus dem Zelt gestürmt, er macht wirklich die besten Bisse. Zum anderen seine Gefolgschaft die kanadischen Wildgans. Ich taufte sie Gans Blümchen. Doch ihr Schwimmverhalten irritierte mich. Ihr Bein war mit einem Stück Schnur im Flügel verfangen. Kurzum, ich fing sie mit Kescher ein und befreite sie von der Schnur. Seither sind wir gute Freunde. Leider verlief das Wochenende sonst sehr ruhig. Eigentlich hatte ich mit deutlich mehr Bissen gerechnet. Es war schon sehr ungewöhnlich.
Das zweite Wochenende folgte schnell. Wieder waren zwei Nächte geplant. Das Wetter taumelte sich langsam ein und blieb konstant. Meinen Platz hatte ich regelmäßig weiter gefüttert. Schon bei der Ankunft erkannte ich mindestens 40 Blesshühner und Reiherenten über meinem Spot. So langsam hatte ich eine Idee warum das letzte Wochenende nur ein Karpfen biss. Nachdem die Ruten ausgelegt waren dauerte es keine 20 Minuten bis das erste Huhn meinen Köder gefunden hatte. So ging es leider die ganze Zeit weiter. Zu Spitzenbesuchszeit hatte ich 52 Hühner auf meinem Platz.
Das war sehr ernüchternd und irgendwie anders geplant. Das Angeln machte keinen Sinn.
Ein neuer Platz musste her, trotz der großen Futteraktion. So plante ich den nächsten Trip…
Am dritten Wochenende spielte das Wetter wieder mal nicht mit. Es regnete wie aus Eimern. Der Aufbau von Zelt und Ruten schlauchte immens und machte keinen Spaß. Aber ich hatte einen neuen Platz und die Ruten lagen auf der anderen Seeseite auf einem sehr tiefen Unterwasserplateau. Kein Huhn mehr weit und breit. Die erste verregnete Nacht ging vorbei. Alles war klatschnass und ich hatte kaum noch Lust weiter zu fischen. Aber im Regen einpacken? Das Boot musste ich mehrere Male ausschöpfen, denn es drohte unter zu gehen. Irgendwann hörte es auf zu regnen… Was dann folgte war ein schrilles Gepiepe vom Bissanzeiger. Prima! Ein Fußball ähnlicher Spiegelkarpfen ließ die Strapazen vergessen. Gerade hatte ich die Fotos gemacht als der nächte Bissanzeiger losschrie. Es gesellte sich ein schöner Schuppenkarpfen dazu. Zufrieden stieg ich in meinen Schlafsack und schlief ein. Um vier Uhr morgens bat mich mein Bissanzeiger erneut zum Karpfentanz. Der Fisch verhielt sich merkwürdig. Ich spürte weder ein Schlagen noch große Fluchten. Er lag einfach in der Tiefe und schwamm langsam dahin wo er hin wollte. Aber vielleicht lag es auch daran das ich noch leicht schlaftrunken war. Was ich nach dem Drill aufsteigen sah, verschlug mir die Sprache. Träumte ich? Was für ein Monster! Ein wunderschöner Spiegelkarpfen zeigte sich im Kescher. Er wog 27,5 KG. Ich war sprachlos. Pünktlich zum Fotoshooting gesellten sich Sir Schwan und Gans Blümchen dazu. So wurde es ein unvergesslicher Tag.
Liebe Grüße
Eure Babs